Industrie-Thesen der BAG Energie

(erarbeitet am 23.-25.9.2022 in Mainz/Wiesbaden,
online diskutiert und am 28.11.2022 beschlossen)

Umfeld

Die deutsche und die europäische Industrie stehen vor einer großen Transformation. Klimakrise, dauerhafte fossile Inflation, disruptive technologische Entwicklung, die Digitalisierung, die Notwenigkeit Ressourcen im Kreislauf zu führen sowie der demografische Wandel stellt insbesondere die energieintensiven Branchen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig kommunizieren in der sogenannten vierten industriellen Revolution zunehmend nicht mehr Menschen, sondern Maschinen miteinander über das Internet. Das alles verändert das Zusammenspiel von Energie und Industrie fundamental.

Die Industrie muss in Zeiten multipler Krisen gleichzeitig Modernisierung, Standortentwicklung und Beschäftigungssicherung meistern und ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit sichern, indem sie langfristige Investitionen tätigen und Standortentscheidungen nachhaltig fällt.

Ein treibhausgasneutraler und wettbewerbsfähiger Industriestandort Deutschland ist nur durch Innovation und Investitionen in die Modernisierung der Produktionsstrukturen möglich. Die Grundlage bietet eine langfristig tragfähige, strategische Energie- und Industriepolitik.

Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine in Europa hat unsere fatale Abhängigkeit von vermeidlich günstigen Energieimporten deutlich gemacht. Die existenzbedrohenden hohen fossilen Energiepreise rütteln am industriellen Kern unserer Volkswirtschaft. Gleichzeitig sind wir in der erneuerbaren Energietechnik sogar bis zu 95% von China abhängig, das sich ebenfalls immer autokratischer entwickelt. Neben der Inflation droht, aufgrund der Energiekrise, auch eine Rezession in ganz Europa. Nach zwei Pandemiejahren macht diese Situation auch vielen Industrieunternehmen große Sorgen.

Hinzu kommen erhöhte Unsicherheiten, durch fortwirkende Lieferengpässe, ein handfester Mangel an Arbeits- und Fachkräften sowie die allgemein rückläufige Kaufkraft.

Die aktuellen Krisen zeigen uns, dass die Transformation der Industrie dringend notwendig ist, um ihr zukünftiges Bestehen zu sichern. Europäische Erneuerbaren Energien sind langfristig sehr günstig verfügbar. Wir wollen die Krise nutzen, um sie noch schneller und stärker einzusetzen, um den Umbau zu beschleunigen, unsere Industrie nachhaltig zu stärken und sie unabhängiger und krisenfester zu machen. Das erfordert auch große private Investitionen in eine ökologische, CO2-freie, erneuerbare Zukunft der Kreislaufwirtschaften.

 

Definitionen

Industrie

Bereich der gewerblichen Wirtschaft für die Gewinnung von Rohstoffen, die Bearbeitung und Verarbeitung von Rohstoffen und Halbfabrikaten, die Herstellung von Endprodukten sowie für Montage- und Reparaturarbeiten. Industriebetriebe sind vor allem durch maschinelle Produktion, weitgehende Arbeitsteilung und Massenfertigung meist in größeren Betriebsstätten gekennzeichnet. In der Wirtschaftsstatistik wird die Industrie im engeren Sinn auch als verarbeitendes Gewerbe bezeichnet, der industrielle Sektor im Unterschied zum Agrarsektor und Dienstleistungssektor als produzierendes Gewerbe.

Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

 

Industriebetrieb

Betrieb des industriellen Sektors zur Gewinnung von Rohstoffen (Eisenerz, Erdöl), zur Produktion von Investitionsgütern (z. B. Maschinen) oder von Konsumgütern (z. B. Bekleidung, Nahrungs- und Genussmittel, Kühlschränke, Fernsehapparate). Typisch für ein Unternehmen aus dem Industriebereich sind: 1) häufig große Betriebe oder Konzerne, in einer Aktiengesellschaft organisiert, 2) überwiegend maschinelle oder automatische Fertigung, 3) ein hoher Kapitaleinsatz zur Finanzierung der Betriebs- und Geschäftsausstattung (z. B. Produktionsanlagen), 4) Produktion für einen anonymen Markt im Inland und häufig auch Ausland, d. h., der einzelne Kunde ist nicht bekannt, 5) Großserien- oder Massenfertigung, 6) Spezialisierung der Arbeitskräfte (Arbeitsteilung).

Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

 


 

These 1 – Wirkung Industrie

Die Industrie spielt eine Schlüsselrolle um als Gesellschaft klimaneutral zu werden. Direkt und indirekt hat die Transformation die größte Wirkung bei Vermeidung von Treibhausgasen (hierzulande ca. 47%). Die Transformation funktioniert in gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

Die Industrie…

  • …hat in Deutschland einen direkten Anteil von ca. 24% an den Treibhausgasemissionen. Dazu kommen die Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten.
  • …verbraucht etwas weniger als die Hälfte des Stroms in Deutschland und hat damit indirekt noch einen weiteren Anteil von ca. 14% an den Treibhausgasemissionen.
  • …beauftragt einen großen Teil des Verkehrs hat damit indirekt einen weiteren Anteil von ca. 9% an den Treibhausgasemissionen.
  • …ist sowohl Kundin als auch Lieferantin entscheidender Komponenten für die Energiewende.
  • …ist zudem Bereitstellerin von Energie und (Ab)wärme. Die Sektorenkopplung eröffnet große Einspar- und Synergiepotenziale bezogen auf klassische Prozesskomponenten wie Stoff- und Energieströme.

 

 

These 2 – Die Menschen im Mittelpunkt

Umfassende, radikale und schnelle Veränderungen nennt man Transformationen. Diese Veränderungen werden von Menschen durchgeführt und betreffen Menschen.

  • In kurzer Zeit müssen Organisationen wie Unternehmen gleichzeitig nach innen und nach außen erneuert werden. Es müssen komplexe, aufwändige Veränderungsprozesse bewältigt werden. Das ist eine Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft betrifft.
  • Transformationen brauchen andere Vorgehensweisen als übliche Optimierungen um große Ängste und Widerstände zu überwinden. Es gilt, unterschiedliche Vorstellungen zu kanalisieren und Vertrauen und Zuversicht zu wecken. Die Transformation wird große soziale Auswirkungen haben, die wir abfedern und aktiv gestalten wollen. Klar ist, dass alle – insbesondere auch gesellschaftliche – Kosten transparent gemacht und berücksichtigt werden müssen.
  • Wir wollen die Menschen mitnehmen, damit sie die Sinnhaftigkeit der Veränderung verstehen und akzeptieren. Dafür müssen wir Vorstellungen formulieren, Maßnahmen erklären und unsere Ziele klar beschreiben.

 

 

These 3 – Wind und PV werden zur Grundlage der Industrie

Für die Transformation der Industrie benötigen wir Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen. Das geht nur mit deutlich mehr heimischen Erneuerbaren.

  • Die Transformation wird den Strombedarf weiter steigern.
  • Grüner Strom wird auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Industrie mit Wärme leisten.
  • Industriestrom muss bezahlbar bleiben: Die Industrie muss von den günstigen Erneuerbaren profitieren und sie selbst produzieren.
  • Erdgas ist dauerhaft deutlich teurer geworden. Deswegen brauchen wir möglichst zeitnah mehr Erneuerbare zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, um nicht elektrifizierbare Prozesse weiterhin betreiben zu können.
  • Insgesamt benötigen wir aufgrund des absehbaren zusätzlichen Bedarfs einen – noch einmal deutlich – beschleunigten Ausbau von Wind und PV.

 

 

These 4 – Energiemarktdesign

Die Klimakrise und die daraus resultierende Energiewende erfordern angepasste Rahmenbedingungen. Der bestehende Markt ist auf die Erfordernisse der fossilen Energien ausgelegt. Für die Transformation braucht es ein sektorenübergreifendes, auf Erneuerbare ausgelegtes Energie- und nicht nur Strommarktdesign.

  • Die Transformation muss aktiv gemangt werden. Der Energiemarkt muss so gestaltet werden, dass er Anreize für die zügige vollständige Dekarbonisierung setzt.
  • Zur Versorgungssicherheit muss ein Markt für Systemdienstleistungen zur Sicherung der Netzfrequenz geschaffen werden: An diesem Markt können sich Flexibilitäten, wie Batteriespeicher oder eben auch erneuerbare Erzeuger beteiligen, wenn diese unterhalb ihrer Maximalleistung gefahren werden und dadurch Frequenzschwankungen entgegenwirken können.
  • Einführung einer Leistungspreiskomponente zur Steigerung der Investitionen in Erneuerbare Leistung. Eine Leistungspreiskomponente führt zu Planungssicherheit und verringert das finanzielle Risiko für die Investoren.
  • Einführung einer Netzampel: Bei grün können Abnehmer ihre Flexibilität voll nutzen, um bei günstigen Strom- und Wärmepreisen einzuspeichern und bei hohen Strom- und Wärmepreisen ihre Abnahme senken. Bei gelb müssen Abnehmer ihre garantierte Abnahmeleistung einhalten. Bei rot werden Lasten abgeworfen.
  • Wir brauchen Anreize und Pflichten für Wärmespeicher. Wärme zu speichern ist um ein Vielfaches günstiger als Stromspeicher.
  • Wir brauchen einen planbar steigenden CO2-Preis, der den echten Kosten entspricht – insb. Methan und auch Holz müssen dabei erfasst werden.
  • Um richtige Ansiedlungsentscheidungen zu gewährleisten, brauchen wir regionale Märkte und dynamische Netzentgelte, mit denen der Markt die Auslastung der Infrastruktur widerspiegelt.

 

 

These 5 – Ressourceneffizienz

Effizienz heute beschleunigt die Transformation. Energie, die wir nicht benötigen, müssen wir nicht bereitstellen. Rohstoffe, die wir im Kreislauf führen, müssen, wir nicht fördern. Um die Abhängigkeit von fossilen Energien schnell zu reduzieren und langfristig zu beenden, muss die Energie- und Ressourceneffizienz auch in einer auf erneuerbare Energien gestützten Energieversorgung ein fester Bestandteil von wirtschaftlichem Handeln sein. Dies ist auch wichtig, um schnell auf neue Produkte umzustellen und neue Abhängigkeiten möglichst zu vermeiden.

  • Effizienz: Besonders industrielle Prozesse haben großes Potential den Rohstoff- und Energieeinsatz zu minimieren.
  • Kreislaufwirtschaft: Ressourcen sollen perspektivisch nur noch in geschlossenen Kreisläufen geführt werden. Das bedeutet auch, prozessbasierte Emissionen durch Technologieumstellungen und CCU/CCS zu vermeiden.
  • Kontinuierliche Verbesserung: Instrumente an Best-of-class Lösungen ausrichten.
  • Betriebliches Stoff- und Energiestrommonitoring soll verpflichtend und standardisiert durchgeführt werden, z.B. entsprechend ISO 50001.
  • Wärmequellen identifizieren: Anfallende Abwärme muss verpflichtend in ein Abwärmekataster eingetragen werden, um betriebsübergreifende Sektorenkopplung, wie eine Kaskadennutzung von Wärmeenergie zu ermöglichen und zu etablieren.
  • Rebound-Effekte durch klare Regeln und Standards unterbinden.
  • Verpflichtende Kennzeichnung von CO2-Fußabdruck und Energiebedarf auf den Produkten.
  • Gezielte Förderung von Forschung zur Sektorenkopplung unterschiedlicher Betriebszweige innerhalb von Unternehmen sowie zwischen Unternehmen.

 

 

These 6 – Flexibilität

Die Industrie hat große Potentiale ihren Verbrauch zu flexibilisieren und an die erneuerbare Energieverfügbarkeit anzupassen. Neben dem Ausbau der Netzinfrastruktur, von Speichern und einem neuen Energiemarktdesign, müssen wir diese Flexibilität nutzen.

  • Überkommene, auf ein zentral-fossiles Energiesystem ausgelegte Regeln & fossile Subventionen müssen sofort ersetzt werden durch Regeln, die eine Flexibilisierung des Bedarfs an die Erneuerbaren anreizen.
  • Anreize zu jeder Zeit immer denselben Verbrauch sicherzustellen müssen verschwinden (z.B. Netzentgeltbefreiung bei §19(2) EnWG). Stattdessen brauchen wir Anreize zur Flexibilisierung des Verbrauchs und zur netzdienlichen Steuerung(z.B. Regelungsenergie, Lastabwurf, etc.)
  • Unternehmen buchen einen notwendige Mindestleistung, die ihnen auch in kritischen Situation (Netzampel gelb: zu viel Erneuerbare oder zu viel Last) zur Verfügung steht. Bei Netzampel grün, können die Unternehmen das Netz ohne Einschränkung nutzen.

 

 

These 7 – Dezentrale Versorgung

Deutschland und Europa benötigen eine dauerhaft wettbewerbsfähige und stabile Energieversorgung. Dazu müssen wir den heimischen dezentralen Erneuerbaren Energien und der Wasserstofferzeugung in Europa den Vorrang geben.

  • Dezentralisierte Energieversorgung ist sicherer, effizienter und nachhaltiger. Eine historisch zentralisierte Energieversorgung muss nicht in die Zukunft gerettet werden.
  • Es ist andernorts nicht günstiger (Transportkosten, Verluste, Risikoaufschläge und Umweltkosten).
  • D&EU haben die notwendigen Flächen (wissen wir aus 100proSIM)
  • Wir wollen uns nicht aus einer Abhängigkeit in die nächste begeben.
  • Wasserstoffimport per Schiff egal in welcher Form (grüner Ammoniak, synthetischen Methan oder LOHC) sind nicht effizienter.
  • H2-Transport ist nur per Pipeline bis ca. 1.500km wettbewerbsfähig ==> wir brauchen eine europäisch integrierte Planung der H2 und HGÜ-Infrastruktur

 

 

These 8 – Europäische Wertschöpfungsketten

Wir brauchen europäische Lösungen: Eine integrierte, erneuerbare Kreislauf-Industriepolitik. Dazu gehört die strategische Bewirtschaftung der unterschiedlichen Wertschöpfungsketten.

  • Wir dürfen nicht von wenigen – oder gar einzelnen – Lieferanten abhängig sein und müssen wesentliche Teile der Wertschöpfungskette in Europa selbst kontrollieren.
  • Die Transformation der europäischen Industrie darf nicht zur Abwanderung von CO2-Ausstößen in Länder mit geringeren Umweltstandards führen. Gemeinsam in Europa müssen wir zügig Mechanismen etablieren, die carbon leakage effektiv verhindern, z.B. durch eine CO2-Importsteuer.
  • Wir haben multiple Krisen. Kreislaufwirtschaft lässt sich bei uns besser kontrolliert implementieren als außerhalb unseres Hoheitsgebiets.
  • Wir brauchen eine „European Affordable Energy Alliance“, um die gesamte erneuerbare Wertschöpfungskette wieder nach Europa zu bekommen: Alles, was es für eine integrierte Energiewende braucht, kann in Europa wettbewerbsfähig hergestellt werden: PV, Wind, Batterien, Thermische Speicher, Wärmepumpen, Elektrolyseure sind alles hochgradig kapital- nicht arbeitsintensive Produkte deren relative Kosten durch Skaleneffekte bestimmt werden ==> je mehr, desto billiger.
  • Kritische Rohstoffe für die Dekarbonisierung sind knapp, der Zugang zu ihnen wird zum großen Teil durch China kontrolliert. Wir müssen diese Rohstoffe daher möglichst konsequent im Kreislaufführen und unsere Produktionsprozesse darauf ausrichten.
  • Viele Stoffe werden heute basierend auf fossilen Rohstellen hergestellt. Diese werden ersetzt durch “grüne” Stoffe basierend auf Biomasse und synthetischen Energieträgern. Dies wird Auswirkungen auf Produktionsstandorte haben. Deshalb fördern wir ein langfristiges Konzept zur Transformation der Industrie z.B. in Chemieparks.

 

 

These 9 – Grüner Wasserstoff

Grüner Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle in der Transformation, sollte aber ausschließlich dort eingesetzt werden, wo Industrieprozesse nicht elektrifiziert werden können. Elektrifizierung hat Vorrang.

  • Förderung ausrichten auf „Elektrifizierung first“. Wasserstoff-Förderung nur für Industrieprozesse die nicht elektrifiziert werden können. Auch Bio-Methan als stofflicher Energiespeicher ist bereits verfügbar und sollte insbesondere als Prozessgas genutzt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass es aus nachhaltigen Quellen kommt und nicht-nachhaltiger Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung vermieden wird.
  • Nachfrage nach kohlenstoffarmem, nachhaltig produziertem Wasserstoff anreizen. Dies kann neben grünem Wasserstoff auch alternative Produktionsmöglichkeiten beinhalten wie z.B. Hydrogen-from-Waste. Gleichzeitig wollen wir Wasserstoff auf Basis fossiler Rohstoffe schrittweise verbieten. Blauen Wasserstoff brauchen wir angesichts dauerhaft gestiegener Erdgaspreise nicht.
  • Schnelle Umsetzung der CCfDs in allen Industrien (keine Sektorenbeschränkungen). Das erzeugt Nachfrage und beschleunigt die Transformation. Jeder Beitrag zählt. Geschwindigkeit zählt. Die Transformation ganzer Industrien benötigt viel Zeit. Deswegen ist es wichtig zügig Pilotprojekte in möglichst allen Industrien umzusetzen.
  • Transformations-Forschung an kritischen Infrastrukturen muss vereinfacht werden.
  • Infrastruktur für Wasserstoff in D und Europa aufbauen. und Erdgasinfrastruktur wo nicht mehr gebraucht abbauen. Umwidmung der Erdgasinfrastruktur zur Versorgung der Industrie als Chance nutzen. Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfachen (Europäische Wasserstoffunion).
  • Um die Abschaltung von fossilen Kraftwerken im Ausland nicht zu verzögern und die Übernutzung natürlicher Ressourcen, wie Wasser nicht zu befördern, ist der Import von wasserstoff-basierten Energieträgern so gering wie möglich zu halten.
  • Schaffung eines Marktes für Grünen Wasserstoff mit klaren Rahmenbedingungen. Zügige Definition von grünem Wasserstoff auf europäischer Ebene. Güteklasse und Farblehre regeln und zertifizieren. Konzentration auf den Aufbau eines Wasserstoffmarktes für Grünen Wasserstoff. Blauer Wasserstoff ist keine nachhaltige Lösung!
  • Mit steigendem Anteil an Erneuerbaren können wir immer mehr Stunden günstigen grünen Wasserstoff erzeugen. Gleichzeitig hilft uns die Wasserstofferzeugung die Stromspitzen aus EE zu nutzen.
  • H2-Readiness in der Strom- und Wärmeerzeugung definieren und H2-Ready-Gaskraftwerke als Garant für Versorgungssicherheit (Strom/Wärme) etablieren und im KWKG verankern.

 

 

These 10 – Infrastruktur

Zur Transformation der verbleibenden Industrieprozesse, muss die Strom-, Wärme- und Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland und Europa schnell und aufeinander abgestimmt ausgebaut werden.

  • Investitionssicherheit für Infrastrukturbetreiber und -kunden stärken. Infrastruktur idealerweise in die öffentliche Hand bringen.
  • Ausbau der Stromnetze gemeinsam mit dem Ausbau der Wasserstoffnetzte: Netzentwicklungsplan (NEP) Strom und NEP-Gas zu einen integrierten NEP H2 weiterentwickeln und zusammenführen. Planung durch eine Transformationsagentur.
  • Schneller Ausbau von Elektrolysekapazitäten. Elektrolyse sollte möglichst in räumlicher Nähe zu Wärmesenken stattfinden um Sektorkopplung zu ermöglich
  • Zügiger und forcierter Aufbau regionaler Wasserstoffnetze, Standards beachten, um Integration und Überführung in ein europäisches Netz zu ermöglichen. Wir können es uns nicht erlauben zu warten bis das europäische Wasserstoffnetz fertig ist.
  • Das EU-Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspaket nutzen, um die Transformation der Gasinfrastruktur als Basis für Wasserstoffinfrastruktur zu schneller ermöglichen.
  • Wir wollen uns aus der Krise investieren, in eine ökologische, CO2-freie, erneuerbare Zukunft der Kreislaufwirtschaften. Investitionen in fossile Anlagen wollen wir beenden, um Lock-In-Effekte zu verhindern.

 

 

These 11 – Arbeitsmarkt

Ohne Fachkräfte sind die Klimaziele nicht zu erreichen. Um die Transformation zu schaffen, müssen Millionen von Geräten und Anlagen geplant, installiert, eingebaut, umgebaut, vernetzt und in Betrieb genommen werden. Aber auch die Industrie steht vor einem massiven Fachkräftemangel: Es fehlen Handwerker*innen, Monteur*innen, Elektriker*innen, Ingenieur*innen und Fachplaner*innen um den Umbau umzusetzen. Bis 2030 gehen mehr Menschen in den Ruhestand, als neu auf den Arbeitsmarkt kommen.

  • Wir wollen deshalb Menschen ermutigen Handwerksbetriebe zu gründen, um den Ausbau der Erneuerbaren und die Umsetzung der industriellen Transformation voranzubringen.
  • Wir wollen den Ein- und Wiedereinstieg von Mädchen und Frauen in den entsprechenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erleichtern.
  • Wir wollen die rechtlichen Hürden für Zuwanderer senken, etwa die strengen Anforderungen für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Die Verfahren in den Visastellen sollen beschleunigt und Zugewanderte bei Bedarf stärker nachqualifiziert werden.
  • Wir wollen ältere Beschäftigte ermuntern, länger zu arbeiten.
  • Wir wollen mehr Jugendliche für eine Berufsausbildung begeistert und fördern und motivieren, Handwerksberufe zu ergreifen. Meisterzwänge sollten nicht zur Aufgabe von Betrieben führen, sondern, die Fort- und Weiterbildung sollte institutionell unterstützt werden, um gerade kleine Betriebe zu unterstützen. Insbesondere setzen wir uns dafür ein, berufliche Qualifizierung genauso kostenfrei zu ermöglichen wie ein Universitätsstudium. Lebenslanges Lernen darf kein Privileg, sondern sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

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